Strandlos, ausgeraubt, zerstochen – Nicaraguas Little Corn Island
Oder: Nicht mein Paradies.
Little Corn Island wird hoch gehandelt als Backpacker-Paradies und Traum für Auswanderer. Eine winzige Insel im Karibischen Meer, 80 Kilometer vor Nicaraguas Ostküste, die sich in gut einer Stunde zu Fuß umrunden lässt. Autos und Straßen gibt es nicht. Außer Palmen, Koksnüssen und ein paar Bars, wo man sich bei Bilderbuchsonnenuntergängen mit exotischen Cocktails volllaufen lassen kann, gibt es überhaupt nicht viel. Hört sich wie das Paradies an? Vielleicht, doch ein Paradies mit arg vielen Schönheitsfehlern, die sich dem zeigen, der die Anfahrt per Holzbötchen überlebt.
Überfahrt im Flüchtlingsstil
Oftmals halte ich Beschreibungen in Reiseführern für übertrieben oder nicht mehr aktuell. So auch die Warnung, dass die Überfahrt per Panga, einem kleinen Fischerboot, von Big Corn Island, wo man mit dem Flieger aus Managua landet, nach Little Corn arg rau, nass und echt lebensgefährlich sei. Als ich am Ufer stehe, um mich herum etwa 40 Reisende mit riesigen Rucksäcken und vor uns ein einziges Motorboot für schätzungsweise zehn Passagiere, bröckelt meine Zuversicht. Wir tragen uns auf einer Liste ein, und während das Boot startklar gemacht wird, gesellen sich immer mehr Abenteuerlustige dazu.
Schon winkt uns einer der Bootsmänner zu seinem Panga, es wird gedrängelt, jeder will schnellstmöglich ins Paradies. Nach dem Prinzip „einer geht noch, einer geht noch rein“ werden auch alle, die es nicht mehr auf die Liste geschafft haben, durchgewunken. Heads are money. Die Letzten sitzen auf dem Bug. Aber immerhin gibt es Rettungswesten. Schon springt der Motor an, wir schießen aufs offene Meer. An diesem Morgen ist das Wasser vom Wind aufgewühlt. Das Boot hüpft in die Höhe, um auf die nächste Welle wieder aufzuknallen. Die Wellen schlagen über uns zusammen, und wer vorne sitzt fliegt noch dazu bei jedem Zusammenprall von Wasser und Holz hoch. Schon nach einer Minute hat es das Meereswasser bis in meine Unterhose geschafft. Schreie mischen sich unter das Jaulen des Motors und das Lachen des Bootsführers.
Obwohl die Überfahrt nur 30 bis 45 Minuten dauern soll und keine 20 Kilometer die beiden Inseln voneinander trennen, dauert der Trip gefühlte Stunden. Ich halte den Kopf gesenkt, sehe vor lauter Salzwasser in den Augen nichts mehr und irgendjemand neben mir würgt. Erstmals erlebe ich am eigenen Körper, wie es sich anfühlen muss, als Flüchtling in einem Kahn auf dem Mittelmeer zu schippern, den Tod im Nacken. Und der riss 2016 sogar 16 Touristen aus Costa Rica vor Little Corn Island mit sich, als ein Panga umkippte. Bei Wetter wie heute.
Eine Insel ohne Strände
Unser Boot schafft es. Es ist still, als wir anlegen, viele wringen das Meer aus ihren Klamotten und schütten es aus Schuhen und Taschen. Zum Glück ist das schlichte Hotel, das ich gebucht habe, nur wenige Meter vom Anleger entfernt. Sämtliche Sachen in meinem Rucksack fühlen sich an, als hätte ich sie soeben aus der Waschmaschine gezogen. Nur, dass sie nicht ganz so gut riechen. Ich entscheide, die Überfahrt hinter mir zu lassen und freue mich wie ein Kind vor Weihnachten auf die Inselerkundung. Endlich bin ich für ganze drei Tage im autofreien Paradies, kann ausspannen, mich sonnen, baden und nur an die Außenwelt denken, wenn das WiFi sporadisch funktionieren sollte.
Am einzigen Obststand am Ort decke ich mich mit ein paar Passionsfrüchten und Bananen ein. Der Hauptort besteht aus einem Steinweg, an dem zahlreiche Bars und Restaurants liegen sowie ein paar kleine, bunte Häuser der Einheimischen. An manchen hängt Wäsche auf der Leine, ein paar Inselbewohner sind zu Fuß oder mit Fahrrädern unterwegs. Hier leben auch noch einige Miskitos, eine indigene Minderheit, die es fast nur noch an der Ostküste Nicaraguas gibt. Ich laufe bis zu einem Friedhof, wo es sich ein paar Hühner auf Steingräbern gemütlich machen. Mehr gibt es nicht.
Die schönsten Strände sollen an der Ostseite liegen, also schlage ich mich in den dichten Dschungel, durch den ein Schlammweg führt. Die bunten Häuser werden immer seltener. Irgendwann spucken mich die Palmen aus, ich stehe am Meer. Laufe vorbei an einer Menge hübsch bemalter Touristenbungalows, die zur Hauptsaison außerhalb der Regenzeit wahrscheinlich boomen. Jetzt stehen sie mit geschlossenen Türen vor einem Meer, dem noch etwas Sonne für die karibischen Türkistöne fehlt. Die gelblichen Sandstrände sind winzig, ich laufe weiter. Da muss es doch noch etwas Besseres geben!
An der nächsten Bungalow-Reihe werkelt ein Einheimischer am Dach. Ich frage ihn, wann denn endlich mal eine vernünftige Playa komme. So richtig zum Hinlegen. Er sieht mich an, als erwarte ich einen Starbucks auf Little Corn. „Wir haben fast keine Strände mehr, die sind mit der Zeit alle weggespült worden!“ Im gleichen Atemzug deutet er auf eine Plastikplattform, die kurz vor der Küste auf dem Wasser treibt. „Dort kannst du dich hinlegen, aber pass auf deine Sachen auf. Es gibt hier viele Kinder, die warten nur darauf, dass die Touristen nicht hinschauen und beklauen sie.“ Mein Herz sinkt in meine Bikinihose. Erst die Überfahrt, und jetzt das! So habe ich mir das mit dem Paradies aber nicht vorgestellt. Trotzdem schwimme ich raus zur Plattform, ein Auge immer auf meiner Tasche in Sand. Kaum habe ich mich hingelegt, erspähe ich drei Jungs, die sich zügig meinen Sachen nähern. In Weltrekordzeit bin ich wieder am Strand, Sekunden, bevor die Drei meine Tasche erreichen. Enttäuscht drehen sie ab, werden von den Palmen wieder verschluckt.
Kurz vor Sonnenuntergang möchte ich mir noch etwas gönnen – einen Ausblick vom sogenannten „Lighthose“. Ich stelle mir einen schmucken Leuchtturm vor, von dessen Plattform sich ein toller Weitblick eröffnet. Umso größer ist das Erstaunen, als ich vor einem Metallgestell stehe, zu dessen Spitze eine waghalsige Leiter führt. Vertrauenserweckend sieht sie nicht aus, doch nachdem ich bereits die Überfahrt von Big Corn überlebt und es geschafft habe, nicht gleich ausgeraubt zu werden, fordere ich mein Schicksal ein drittes Mal heraus. Gemeinsam mit dem Franzosen Sullivan, der mit seinem Bruder einige Bungalows neben dem „Leuchtturm“ eröffnet hat, klettere ich bis nach oben. Und begreife, dass die Insel praktisch nur aus Palmen, Bäumen und anderem Grünzeug besteht. „Der einzige noch halbwegs schöne Strand ist Otto Beach oben im Norden“, gibt mir Sullivan einen Tipp. Ich frage ihn, wie er es hier bereits seit vier Jahren aushalte, er lächelt. „Es ist schön, einfach nichts tun zu dürfen.“ Ich denke über seine Worte nach, als ich wenig später die Sonne in Pink und Orange hinter schwarzen Wolken im Meer versinken sehe. Nichtstun schön und gut, aber einen einzigen vernünftigen Strand wünsche ich mir dazu schon.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Am nächsten Morgen wache ich um Punkt sieben auf, als der Ventilator ausgeht und ich in meinem Saft zu schmoren beginne. Zwischen sieben und achtzehn Uhr wird die Elektrizität auf Little Corn abgestellt. Kein Licht, kein WiFi. Mir soll’s egal sein. Die Sonne lacht in mein Zimmer, sämtliche Wolken vom Vortag sind weg. Auch die in meinem Kopf. Neuer Tag, neues Glück – die Hoffnung, dass die Insel auch mir zum Paradies wird, erwacht wieder. Mit nur einer Plastiktüte – die ja nun wirklich keinen Dieb anlocken sollte – mit wenig Geld, viel Proviant, einem dicken Buch, Kamera und Handy (zum Fotografieren) mache ich mich frohen Mutes auf den Weg. Dieser ist noch matschiger als der am Vortag, und mit meinen Flipflops schlittere ich durch den Schlamm, doch was tut man nicht alles, um zum einzigen Traumstrand der Insel zu gelangen? Ich überquere ein Baseball-Feld, auf dem einige Kühe grasen.
Am einzigen Luxushotel der Insel vorbei geht es nach links zur Beach. Auch diese besteht nur noch aus einem schmalen Streifen. Kokosnüsse und alles, was das Meer so anspült, liegt herum. Ein kleiner Kiosk aus Palmenblättern steht hinter den Palmen, dahinter führt ein grüner Hügel steil nach oben. Außer mir ist kein Mensch dort. Ich muss immer wieder an Tom Hanks und „The Beach“ denken, nur, dass ich mich freue, mal mit niemandem sprechen zu müssen.
Die Sonne malt das Wasser langsam in sattem Türkis und Blau aus. Immer wieder zieht es mich zwischen den Krimiseiten ins milde Nass, das ich den ganzen Tag über nur mit einigen wenigen Touristen teilen muss. Halte ich anfangs noch ein waches Auge auf meine Plastiktüte, werde ich mit der Zeit sicherer, dass Otto Beach wirklich okay ist. Zu weit weg für die diebischen Kinder, zu paradiesisch, dass überhaupt etwas Böses passieren könnte. Ich schließe meinen Frieden mit Little Corn Island.
Schweren Herzens entscheide ich mich am späten Nachmittag für den Aufbruch. Doch ein letztes Bad muss sein. Nur fünf Minuten. Ich tauche unter, drehe im Wasser Pirouetten, bin erfüllt von der Sonne und dem Meer. Von Glück. Total entspannt kehre ich zum Handtuch zurück. Und der Schock würde mich glatt aus den Socken hauen, hätte ich welche an: Meine Plastiktüte ist weg. Panisch schaue ich mich um. Weit und breit kein Mensch. Ich denke an mein Handy, an meine Kamera. Die Panik legt sich wie eine Schlinge um meinen Hals. In dem Moment sehe ich etwas Weißes zwischen den Palmenblättern des kleinen Kiosks aufblitzen. Ich stürze hin. Dort liegt meine Tüte, daneben meine Kamera im Sand. Und mein Handy. Das Portemonnaie ist geöffnet, die wenigen Geldscheine, die drin waren, sind weg. Nicht nur ein Stein, sondern ein ganzer Vulkan fällt mir vom Herzen. Nie war ich einem Dieb dankbarer. Doch wieso hat er nicht das Wertvollste, meine Elektrogeräte, mitgehen lassen? Wie ich später erfahre, aus einem einfachen Grund: Selbst die gewieftesten Diebe auf Little Corn hatten Probleme, Objekte wie Handys und Kameras weiterzuverkaufen, seit wenigen Monaten haben sie daran kein Interesse mehr. Nur Bares wird noch genommen.
Den Schock noch immer in den Gliedern, schlage ich mich durch den Schlamm zurück zu meiner Unterkunft. Zumindest kann ich mich dort sicher fühlen. Glaube ich und stecke den Schlüssel ins Minischloss an meinem Rucksack. Es klemmt. Ich denke mir nichts dabei, immerhin war es billig. Zum Glück habe ich noch genug Bargeld im Hotel, denn auf der Insel gibt es keinen einzigen Geldautomaten. Ich schaue in mein Reserveportemonnaie. War das nicht am Vortag dicker? Dieselbe Panik vom Strand packt mich erneut. Etwa 40 Dollar fehlen.
Noch immer will ich mich nicht unterkriegen lassen. Eine kühle Dusche wird Abhilfe verschaffen. Duschen spülen mir immer den Kopf frei, waschen den Schlamm ab und mit ihm die schlimmsten Gedanken. Etwas beruhigter greife ich zum Handtuch, trockne mich ab. Als es plötzlich anfängt, am gesamten Körper zu jucken. Das kann doch nicht wahr sein! Ich sehe keine einzige Mücke, und je weiter ich mich abreibe, desto schlimmer juckt es. Da sehe ich das Übel: Im Frottee des Handtuchs krabbeln Millionen von winzigen Ameisen. Und die andere Million auf meinem Körper. Es ist mir egal, dass man meine Flüche wahrscheinlich bis aufs nicaraguanische Festland hört, als ich ein zweites Mal unter die Dusche springe. Nein, mit mir und Little Corn Island, das wird nichts mehr.
Und dann fallen die Schüsse
Es passiert mir selten, dass ich an einem Ort die Tage oder gar Stunden zähle, bis ich wieder weg darf, doch auf Little Corn wache ich am nächsten Morgen mit genau diesem Gedanken auf. Und das auf einer so schönen Insel. Bin ich nicht unfair, jammere auf hohem Niveau? Wahrscheinlich. Schlechtgelaunt sitze ich in einer der Beachbars am Frühstückstisch. Ein Mann mit Piratentuch um den Kopf grinst mich vom anderen Tisch an, wünscht mir einen guten Morgen. Was an diesem Morgen gut sein soll, weiß ich nicht. Sämtliche Pusteln an meinem Körper jucken, und um den letzten Tag noch über die Bühne zu bringen, habe ich mich mit drei Kanadierinnen, die schon zum Frühstück Rum & Coke trinken, zum Schnorcheln verabredet. Und doch erlaube ich dem Piratenmann, sich zu mir zu setzen. Er stellt sich als Daniel vor, ist Amerikaner. Und Psychologe. Auch das noch!
Am Nachmittag fahren wir zum Schnorcheln raus. Die Kanadierinnen sind noch immer betrunken oder verkatert, eine kotzt ins türkise Wasser. Draußen auf dem Meer werden wir zum Schnorcheln ins Wasser geschmissen, bei so hohen Wellen, dass ich sofort sinke wie eine mit Steinen beschwerte Leiche. Erst, als wir auch Rettungsgürtel um die Hüften kriegen, lässt sich überhaupt von Schnorcheln sprechen. Zu sehen gibt es nicht viel, da die Wellen den Sand aufwirbeln.
Nach diesen Tagen wächst auch mein Verlangen, mich einfach mal volllaufen zu lassen. Das tut man am besten im Tranquilo Café, dem Abhänge-Spot aller Aussteiger und Touristen auf Little Corn. Nach einem Hummer-Dinner bei Rosita im Landesinneren. Man gönnt sich ja sonst nichts, und für einen Hummer reicht mein noch nicht geklautes Geld gerade noch. Im Tranquilo findet an diesem Abend ein Trivia Quiz statt, die ganze Insel versammelt sich dort. Die Kanadierinnen, ich und einige andere bilden eine fixe Gruppe, und bei ordentlich Rum & Coke steigt auch meine Laune langsam an.
Gegen 23 Uhr wird das Licht abgeschaltet – Zeit zu gehen. Die After hours auf Little Corn verbringen Touristen und Einheimische gleichermaßen in der Aguila Reggae Bar. Ohne Kamera, Handy und mit wenig Geld in der Hosentasche geht es los, in der Hoffnung, dass die Hoteldiebe bereits Heia machen. Die Aguila Bar ist der perfekte Ort für alle einheimischen Jungs und Männer, sich an betrunkene Touristinnen heranzumachen. Ich halte mir ein paar erfolgreich vom Leib, manche Kanadierin mit weniger Erfolg. Doch ich bin dankbar, die nicht ganz so paradiesischen Erfahrungen der letzten Tage an meinem letzten Abend abzutanzen. Für die weggespülten Strände kann die Insel nichts, und für die Kriminalität haben nicht zuletzt Touristen wie ich gesorgt, dessen bin ich mir bewusst. Wieder einmal schließe ich meinen Frieden mit Little Corn. Da durchreißt ein Schrei die Musik, gefolgt von einem Knall, als eine Bierflasche an der Wand zerschellt. Ein großer Mann schnappt sich ein paar Glasscherben, geht damit auf einen zweiten los. Andere gehen zwischen die blutüberströmten Raufbolde, wir Ausländer verdrücken uns durch den Notausgang. Kaum sind wir draußen, fallen in der Disko Schüsse.
Big Corn – weil am Ende eben doch alles gut wird
Um halb sechs Uhr morgens stehe ich am Bootsanleger. Ein Schiff hat am Vortag Palmen und andere Pflanzen gebracht, die noch immer in einer wohl mehrtägigen Aktion auf verschiedene Boote verladen werden.
Ich frage mich gerade, ob wir uns dieses Mal auch mit dem Grünzeug ein Panga teilen dürfen, als ein palmenfreies Boot heranbraust. Die Überfahrt ähnelt der vom Hinweg, nur, dass ich dieses Mal weiter vorne sitze. Das bedeutet, ich knalle bei jedem Luftsprung härter auf den Hintern, werde dafür aber weniger nass.
Bevor ich überhaupt auf die Corn Islands flog, las und hörte ich überall, dass Big Corn keinen Besuch wert sei. Voller Autos, Ortschaften, mit zu vielen Menschen – nichts zu sehen. Vor lauter Verzweiflung, um nicht noch eine Nacht auf Little Corn verbringen zu müssen, habe ich nun auf Big Corn eine letzte Nacht gebucht, bevor mein Flieger am folgenden Nachmittag zurück nach Managua geht. Ich lege keinen Wert auf Luxus, aber nach der Little Corn-Erfahrung gönne ich mir für eine Nacht das beste Hotel am Ort, Casa Canada, mit kleinem Infinity Pool und ameisenfreien Handtüchern. Ein Traum. Ein Taxi bringt mich vom Boot hin, dessen Radio ‚Feliz Navidad‘ spielt, während wir an Palmen entlangfahren und der Wind Tropenluft ins Innere des Wagens bläst.
Am Pool lerne ich die Luxemburgerinnen Nina und Nadia kennen, verabrede mich mit ihnen zum Hummeressen am Abend. Und spaziere über die Insel, die zwar Autos hat, aber dafür auch lange Strände, jede Menge schmucke Häuser, lächelnde Menschen und einen Bäckerladen. Dort gibt es die besten Coconut Balls, die ich je probiert habe und eine frische Limonade. Später halte ich ein Taxi an. Dass der Fahrer erst noch einige Milchkannen abliefern muss, eine Frau nach Hause fahren und mit ein paar Schönheiten am Straßenland flirten, stört mich nicht. Hauptsache, hier klaut und sticht niemand.
Kaum hänge ich in einer der Hängematten zwischen Palmen und mit Erster-Reihe-Meerblick, ertönt eine von irgendwo bekannte Stimme hinter mir. Ohne Piratentuch erkenne ich ihn kaum – Daniel, den Psychologen von Little Corn. Auch er gönnt sich eine letzte Nacht auf der großen Insel. Nun gut, mittlerweile bin ich stabil genug, um auch mit einem Seelenklempner wieder sorglos sprechen zu können. Ich lade ihn ein, mit Nina, Nadia und mir zu Abend zu essen. Es geht zu Victoria, einer Einheimischen, die auf ihrer Terrasse die köstlichsten Hummerrezepte serviert. Hummer mit Knoblauch ist ihre Spezialität, und wir plaudern stundenlang, bis auch das letzte Stückchen Fleisch aus den harten Schalen gepult ist.
Danach sitzen wir am Pool, reden über das Reisen und das Leben. Die für mich immer zusammengehören werden, auch nach Erfahrungen wie auf Little Corn. Über die ich gemeinsam mit meinen neuen Freunden schon lachen kann. Lange schaue ich in den Himmel, suche ihn nach Sternschnuppen ab. Doch es fällt keine. Und das ist in Ordnung – in diesem Moment wüsste ich gar nicht, was ich mir wünschen sollte. Denn wie schon Oscar Wild sagte, und wie ich nie müde werde zu wiederholen: „Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut wird, ist es noch nichts das Ende.“
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